Kiss Me Twice Read online

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  »Nicht so schnell, Freundchen. Erst mal hab ich hier was klarzustellen«, knurrte der Mann und kam auf mich zu.

  Ich riss die Augen auf. »Moment, Sie haben nicht das Recht …«, setzte ich an.

  »Nein, du und deine Familie, ihr habt kein Recht, hier zu sein! Auf unsere Tradition und unseren Stolz zu spucken«, brüllte mich der Kerl an.

  Wie zur Untermalung spritzte dabei Spucke von seinen Lippen, und ich merkte, wie mir die nackte Angst in die Knochen fuhr. Er war kleiner als ich, jedoch muskulöser. In mir erstarrte alles, meine Muskeln verhärteten sich, während ich die Hände zu Fäusten ballte. Ich hatte gelernt, mich zu wehren, damals … im Internat. Ich wusste verdammt genau, wie man jemandem einen rechten Haken verpasste. Doch wenn in der Presse landete, wie ich einen Mann in einer öffentlichen Toilette vermöbelte, dann wäre der Skandal nicht mehr auszubügeln. Selbst wenn es sich in diesem Fall um Notwehr gehandelt hätte.

  Kalter Schweiß brach mir auf dem Rücken aus, während der Typ wieder zu brüllen begann. Er klang dabei, als hätte ich seine gesamte Familie ermordet, seinen Goldfisch im Klo hinuntergespült und seine Katze angezündet. Alles nur aus Spaß.

  Wo blieben nur diese gottverdammten Bodyguards, wenn man sie mal brauchte? Ich konnte nicht fassen, wie dumm ich gewesen war, mich ausgerechnet hier schutzlos in die Öffentlichkeit zu begeben.

  »Wenn ihr auch nur einen Funken Anstand im Leib habt, dann verkriecht ihr euch wieder dahin, wo ihr hergekommen seid. Verdammtes Adelspack! Ihr habt doch ohnehin genug Geld, um euch damit den Arsch abzuwischen. Wozu braucht ihr da auch noch die verdammte Krone? Der Thron gehört König Oscar! Er ist der rechtmäßige Erbe von Nova Scotia. Er weiß, was gut für uns ist, für das Volk … anders als ihr … ihr dahergelaufene Müsch… Mischpope … Mischpoke!«

  Er kam mir so nahe, dass ich den Alkohol in seinem Atem riechen konnte. Ich presste mich gegen die Wand.

  »Mit euch Weicheiern kommen wir nie wieder auf die Beine! Aber König Oscar ist stark, er weiß genau, was zu tun is…«, brüllte er gerade und kam weiter auf mich zu, als sich eine der Klotüren öffnete und ein langes Bein erschien, das sich dem Typ so in den Weg schob, dass er stolperte und wie ein erschossener Elch zu Boden ging. Der Aufschlag war im gesamten Raum zu hören. Ich erstarrte, der Mann drehte sich zur Seite, schloss die Augen und schlief laut schnarchend ein.

  Eine Spülung rauschte. »Scheiße noch mal, ihr wisst schon, dass ihr hier im Frauenklo seid?«, fragte eine … weibliche Stimme?

  Hektisch atmend sah ich auf. Im Türrahmen der Toilettenkabine lehnte ein großes, schlankes Mädchen. Weißblondes Haar fiel ihr in einem langen Zopf über die Schultern, und Tattoos schlängelten sich aus ihrem schwarzen Tanktop heraus die Arme hinab.

  Der Mann am Boden wachte brummend wieder auf, setzte sich auf und öffnete den Mund, doch da schnellte das Mädchen bereits nach vorn, schnappte ihn sich und drehte ihm so hart und effizient den Arm hinter den Rücken, dass er aufjaulte.

  »He, was soll das? Was machst du …«

  »Kann man hier nicht mal in Ruhe pinkeln? Falls du es nicht bemerkt hast: Genau dafür ist dieser Raum da, und zwar für Frauen. Und jetzt hau ab, bevor ich dir den Arm breche, ihn abreiße und dir in den Arsch ramme«, knurrte das Mädchen mit einem kaum überhörbaren Staatenakzent.

  Mir klappte der Mund auf, während der Mann vor Schmerz jaulte. »Und wenn du weißt, was gut für dich ist, dann lässt du dich hier nie wieder blicken!«, warnte ihn Supergirl und ließ den Mann ruckartig los.

  Der keuchte, stolperte und warf mir einen letzten hasserfüllten Blick zu, ehe er aus der Toilette wankte.

  Das Mädchen schnalzte genervt mit der Zunge, ehe es sich zu mir umdrehte und mich musterte. »Hey, alles okay mit dir?«

  »Was … wow!«, stieß ich hervor. »Du hast mir gerade den Hintern gerettet.«

  Sie lachte, und unglaublich hellblaue bis graue Augen blitzten dabei auf. Sie sah aus wie ein Husky. Ein wunderschöner Husky. Wie Elsa die Eisprinzessin, nur cooler. Und einschüchternder.

  »Kein Ding. Du weißt aber schon, dass du hier falsch bist?«

  Ich lachte verlegen. »Ja, äh, nein, äh … sorry, ich muss mich wieder mal verirrt haben. Passiert mir öfter«, sagte ich so lahm, dass ich wahrscheinlich ins Guinnessbuch der Rekorde hätte eingehen können, Stichwort: »größer Langweiler«. Ich spürte, wie mir heiß wurde, und versuchte, dabei gleichzeitig so cool auszusehen wie das fremde Mädchen.

  »Ähm, okay …«, sagte sie, pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, stellte sich neben mich und begann, sich die Hände zu waschen.

  Ich merkte erst, dass ich sie völlig paralysiert anglotzte, als sie ihre langen, hellen Wimpern hob und mich irritiert anstarrte.

  »Was ist?«, fragte sie ein wenig unwirsch und riss Papier aus dem Spender.

  »Nichts, ich … nur …«, stotterte ich und versuchte, mich am Riemen zu reißen.

  »Falls du immer noch nicht gerafft hast, wo du bist: Da ist die Tür, das Jungsklo ist gleich nebenan«, sagte sie trocken.

  »Oh Mann«, murmelte ich und fuhr mir durchs Haar, ehe ich wieder anfing, sie anzustarren. Ich konnte einfach nicht anders. Das Mädchen war … sie war … ich wusste nicht, was sie war, aber ich wollte, dass sie hierblieb. Bei mir. Selbst wenn es nur für die kurzen Minuten war, die ich noch hatte, um mich vor mir selbst und der Welt zu verstecken. Sobald ich hier rausging, war ich wieder ein potenzieller Prinz. Und sie war … sie war … Ich musste unbedingt herausfinden, wer sie war, bevor sie erfuhr, wer ich war. Denn dass sie davon aktuell keine Ahnung hatte, war genauso offensichtlich und erfrischend wie der leicht angesäuerte Gesichtsausdruck, mit dem sie mich gerade anguckte, während ich innerlich Monologe hielt. Zu meinem Glück hatte sie das Royalisten-Gelalle meines Angreifers offenbar nicht richtig verstehen können. Reiß dich zusammen, Prescot! Sag was!

  »Ich bin übrigens Scotty«, platzte es aus mir heraus, während ich mich leicht verbeugte, ehe ich bemerkte, wie seltsam das wirken musste, und ihr stattdessen meine Hand reichte.

  Sie guckte darauf, als hätte ich ihr ein unanständiges Angebot gemacht. Hatte ich aber nicht, oder?

  »Scotty?« Sie zog eine helle, scharf geschwungene Augenbraue hoch.

  »Nein, Scot«, verbesserte ich mich schnell und verzog das Gesicht. »Nein, ich meine Prescot. Mein Name ist Prescot«, stieß ich völlig fertig hervor.

  Ihr linker Mundwinkel hob sich, während sie ihre Finger in meine Handfläche legte. Ihr Griff war fest. Die Finger beinahe so lang wie meine, allerdings zarter und weich und … toll.

  »Hallo, Scotty Scot Prescot. Ich bin Silver. Kannst du jetzt bitte wieder rausgehen? Oder muss ich dich noch vor weiteren besoffenen Kerlen beschützen?«

  »Hättest du denn Lust dazu?«, fragte ich zurück. Oh Gott, klang das dämlich!

  Sie zog ihre Hand aus meiner. »Nein, danke, ich bin nicht im Dienst. Ich mache gerade Urlaub. Das heißt, wenn du mich aus der Toilette rauslässt, kann ich endlich Urlaub machen.«

  Ich musterte sie ganz genau, von dem wachsamen Ausdruck in ihren Augen bis hin zu ihrer leicht gewölbten Oberarmmuskulatur. Fasziniert legte ich den Kopf schief.

  »Im Dienst? Gehörst du hier zum Bodenpersonal oder so was Ähnliches?«, bohrte ich nach.

  Amüsiert grinste sie mich an. »Eher so was Ähnliches … Und wenn du nichts dagegen hast, gehe ich jetzt raus. Meine Freunde warten auf mich, also …«

  »Ja, klar«, sagte ich und starrte ihr hilflos hinterher, während sie sich eine schwarze Dufflebag über die Schulter schwang und wie eine sexy Katze zur Tür ging.

  Als sie diese einen Spaltbreit aufdrückte, sah ich Dutzende Lichter von Fotoapparaten aufblitzen. Instinktiv zuckte ich zurück, und Silver ließ die Tür irritiert los.

  »Okay. Willst du hier festwachsen oder was? Ich kann da nicht rausgehen, wenn ich andauernd dran denken muss, dass du hier sitzt wie ein getretenes Hündchen.«

  »Scheiße, ich …« Hektisch fuhr ich mir durch die Haare und starrt
e panisch auf die Tür. »Ich kann da nicht raus. Da draußen sind Hunderte Reporter, und wenn die mich erwischen, wie ich aus einer Mädchentoilette spaziere, dann bin ich tot.«

  Sie legte den Kopf schief. »Das ist jetzt aber schon ein bisschen melodramatisch, oder nicht?«

  »Leider nicht.«

  »Du bist also hier reinspaziert, aber niemand soll wissen, dass du auch wieder rausgehst? Was willst du dann machen?«

  »Keine Ahnung. Ich überlege noch. Im Augenblick finde ich die Idee, mir den Handtuchspender über den Kopf zu stülpen, gar nicht so schlecht.«

  »Ach so, weil es ja auch gar nicht komisch oder auffällig ist, wenn ein Handtuchspender aus der Frauentoilette spaziert.« Sie lachte.

  »Ja … ja, doch, ja«, erwiderte ich ernst.

  »Okay. Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht, was?« Sie seufzte, kniff sich kurz in den Nasenrücken und ging zu meinem Erstaunen nicht hinaus, sondern kam zu mir zurück. Sie wuchtete die Dufflebag auf den Waschtisch zwischen uns und zog den Reißverschluss auf. »Keine Panik, das kriegen wir schon wieder hin«, versicherte sie mir und begann, in ihrer Tasche zu wühlen. Heraus zog sie eine schwarze Kapuzenjacke, eine farblich passende Beanie sowie eine große Sonnenbrille. »Na also. Komm her«, kommandierte sie.

  Ich war so verblüfft, dass ich einfach tat, was sie sagte. Ich stellte mich so knapp vor sie hin, dass ich ihren Duft einatmen konnte. Etwas Würziges und gleichzeitig Süßes. Ich atmete tiefer ein, um herauszufinden, was für ein Parfüm das war, als sie mich auch schon weiter herumkommandierte.

  »Arme zur Seite ausstrecken«, wies sie mich an, und ich tat wie geheißen. Dabei starrte ich fasziniert auf die schwarzen Wirbel, Symbole und Linien an ihren Oberarmen, während sie mich in die Jacke steckte und den Zipper zuzog. »Ein wenig knapp, aber sollte funktionieren«, meinte sie sachlich, während sie mir auch noch die Beanie überzog und zusätzlich die Kapuze über den Kopf stülpte. »Wo soll ich dich hinbringen? Reicht dir der Hinterausgang bei den Taxis?«, fragte sie und zupfte dabei kritisch an mir herum.

  Ich konnte den angenehmen Schauder nicht unterdrücken, den ihre Berührungen in mir auslösten. Hinterausgang. »Was?«, fragte ich verdutzt.

  »Ich helfe dir«, sagte sie langsam und betont. »So sollte dich auf den ersten Blick niemand erkennen, aber wenn du willst, begleite ich dich noch ein Stück, bis die Luft rein ist. Also … reicht der Hinterausgang?«

  Hinterausgang? Taxis? Ja, dort wartete die Limousine auf mich. Ich könnte mich einfach hineinflüchten und auf meine Familie warten, wenn sie nicht alle schon längst dort waren, aber … »Warum tust du das?«, fragte ich völlig irritiert.

  Eine helle Auenbraue wanderte nach oben. »Sagen wir mal so: Es ist mein Job, Leuten zu helfen. Oder soll ich dich lieber in Ruhe lassen?«

  »Nein, ich … nein, deine Hilfe wäre echt toll«, gab ich mit rauer Stimme zurück.

  »Okay, dann wäre das ja geklärt. Also, das bekommen wir schon hin«, murmelte sie, während das Licht um mich herum von der Sonnenbrille gedämpft wurde, die sie mir zusätzlich auf die Nase drückte. Ihre Finger streiften dabei meine Wange. Sie lächelte nicht. Ihr Gesicht blieb kühl und professionell, doch als ich den Blick schweifen ließ, sah ich, dass sich die feinen Härchen auf ihren Unterarmen aufgestellt hatten.

  Ich lächelte in mich hinein. Silver war wirklich ein faszinierendes Mädchen.

  »Okay.« Sie sah mich eindringlich an. »Du bist etwas größer als ich. Also stell dich hinter mich und halt die Tasche vor deinen Körper. Versuch, nicht aus meinem Schatten zu weichen, halte den Blick nicht gesenkt, sondern lass ihn ganz natürlich schweifen, sonst sieht es zu verkrampft aus. Kann’s losgehen?«

  »Ich denke schon«, murmelte ich.

  Sie nickte ernst, drückte mir ihre Tasche wie einen Schutzschild in die eine Hand und griff nach meiner anderen. Dann baute sie sich vor mir auf und drückte gegen die Tür.

  Ich musste ein erneutes Zusammenzucken unterdrücken, als augenblicklich das Blitzen der Paparazzifotoapparate auf uns einprasselte.

  »Ruhig bleiben. Tief durchatmen«, wies mich Silver an und drückte beruhigend meine Hand.

  Sie gab mir Halt. Und ich? Ich holte zum ersten Mal seit über einem Jahr wieder richtig Luft.

  Silver

  Die Flughafenhalle war ein absolutes Durcheinander. Ein Albtraum für jeden Bodyguard. Hunderte Leute, die kreuz und quer durch die Halle rannten, dazu lautes Gebrüll, das von den hohen Wänden widerhallte. Jede hektische Bewegung ließ mich ein wenig angespannter werden. Prescot war vielleicht nicht mein Klient, aber für den Moment würde ich auf ihn aufpassen, als wäre er einer. Und obwohl die Situation nicht nur seltsam, sondern superseltsam war, fühlte sich diese Rolle gut an. Vertraut. Meine Instinkte ließen mich alles ein wenig schärfer sehen, hören, riechen und fühlen, allem voran Prescot hinter mir. Seine Hand in meiner. Ich spürte, wie er mir folgte, und würde ihn nicht eher loslassen, bis ich ihn sicher am Hinterausgang abgeliefert hatte. Ein Teil von mir wollte ihn am liebsten noch weiter begleiten, so lange, bis der gehetzte Ausdruck aus seinem Gesicht verschwand. Wer auch immer seine Bodyguards waren: Sie machten einen beschissenen Job! Denn dass er eigentlich welche hatte, war so schwer zu übersehen wie all die Plakate von ihm, die in der Halle hochgehoben wurden. Ich hätte schon so dämlich wie Ryan sein müssen, um den Prinzen nicht zu erkennen.

  Die Erkenntnis, mit wem ich hier gerade Händchen hielt und wen ich an Dutzenden Paparazzi vorbeimanövrierte, trieb mir den kalten Schweiß über den Rücken. Ich schmuggelte einen waschechten Prinzen aus der Damentoilette. Mein Blick zuckte über jedes Gesicht und jede Kamera, die uns zu nahe kam. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass das Absperrband abgeräumt wurde. Die Gruppe an Menschen begann, wie zäher Sirup zu zerfließen. Bodyguards durchsuchten die Massen. Ich hatte so eine Ahnung, nach wem. Sie versuchten, unauffällig zu sein, doch die Schränke in schwarzen Anzügen und mit Sonnenbrillen waren genauso schwer zu übersehen wie die Königsfamilie, die soeben quer durch die Halle eskortiert wurde. Ein Mädchen mit den gleichen blauen Augen wie Prescot suchte dabei besorgt die Halle ab. Als Prescot sich ruckartig anspannte, hob ich den Blick und sah einen Paparazzo, der direkt vor uns stehen blieb. Prescots Hand verkrampfte sich in meiner. Ich drückte sie beruhigend und baute mich noch ein bisschen mehr vor ihm auf, während ich dem Journalisten einen scharfen Blick zuwarf. Der zuckte zusammen und ging wortlos an uns vorbei. Hastig zog ich den Prinzen mit mir, immer schneller, vorbei an ein paar Essbuden bis zum Hinterausgang.

  »Scheiße, die sind ja lästiger als Schmeißfliegen«, zischte ich, als ich eine weitere Fotografenhorde bemerkte, die sich auch hier versammelt hatte und hektisch die schwarze Limousine ablichtete, in die wahrscheinlich auch Prescot einsteigen musste.

  Mein Blick fiel auf einen Stuff-A-Bear-Shop. Die Teddys, Hasen und Stoffpferde stapelten sich über das gesamte Schaufenster. Wenn die anderen Royals auch zum Hinterausgang mussten, würden sie an dem Laden vorbeikommen.

  »Ich habe eine Idee. Komm, hier rein«, wies ich Prescot an und zog ihn in den Laden.

  »Was machst …«, setzte er verdutzt an, doch da hatte ich ihn bereits in eine Ecke voller rosaroter Teddybären bugsiert und lugte über seine Schulter zum Schaufenster hinaus.

  Die Royals waren nur noch ein paar Schritte entfernt. Der einzige weitere Mensch im Laden war die Verkäuferin selbst, die ein Stückchen abseits stand und wie alle im Flughafen gespannt auf das Spektakel starrte.

  »Okay.« Ich atmete erleichtert auf. »Wenn deine Familie vorbeikommt, geh einfach aus dem Laden und tu so, als hättest du hier was gekauft oder so«, sagte ich und drückte ihm ein pinkes Plüschbärchen in die Arme.

  Er guckte verdutzt. »Aber …«, setzte er an.

  »Keine Sorge, ich bleibe hier, bis du sicher in deine Limousine eingestiegen bist.«

  Ich lächelte ihn an, und unsere Blicke trafen sich zwischen all dem Plüsch. Wir standen so nah beieinander, dass sich unser Atem traf und sich mit dem Geruch nach künstlicher Erdbeere vermisc
hte, der von den Stofftieren ausging.

  »Woher weißt du, dass das meine Familie und meine Limousine sind?«, fragte er gedämpft.

  Ich grinste. »Weil dein Gesicht hier auf jedem Plakat zu sehen ist, du Depp.«

  »Hast du mich gerade Depp genannt?«

  »Wer wollte sich denn vorhin einen Papierspender über den Kopf ziehen? Und jetzt schnell, bevor wir auffliegen.« Ich nahm ihm meine Mütze und die Sonnenbrille ab, und er stellte die Dufflebag ab.

  Inzwischen waren wir uns so nah, dass meine Brust seine berührte. Wahrscheinlich lag es an dem Adrenalin, aber mein Herzschlag begann loszujagen, während sich meine Härchen wieder aufstellten.

  Ich räusperte mich, rückte schnell ein Stückchen ab und nickte. »Sie sind gleich da. Du kannst …«, setzte ich an, als er plötzlich meine Hand packte und mich eindringlich musterte.

  »Gib mir deine Nummer!«

  »Was?«

  »Sag mir, wie und wo ich dich wiedertreffen kann.« Seine Augen funkelten, und ein Grübchen blitzte auf. »Ich will mich für deine Hilfe revanchieren.«

  »Schon gut«, presste ich hervor und sah schnell weg. »Pass in Zukunft einfach besser auf dich auf.«

  »Nein, warte«, sagte er verdutzt, doch da spannte ich bereits die Arme an und gab ihm einen Schubs.

  Prescot stolperte aus dem Laden – direkt in die Arme seiner Familie.

  Ich duckte mich schnell hinter einen Berg aus Teddys, krallte die Finger in den Plüsch und hielt den Atem an.

  »Scotty! Wo zum Teufel warst du?«, herrschte ihn eine Frauenstimme an. »Du kannst doch nicht einfach verschwinden. In der Toilette warst du nicht zu finden. Wir haben uns Sorgen um dich gemach… Ist das ein Bär?«

  »Ja. Hast du was gegen Bären?«, sagte Prescot und schaffte es, dabei gleichzeitig unglaublich arrogant, sexy und kindisch zu klingen. Ich spürte, wie ich grinsen musste.

  Ein Mann seufzte. »Das besprechen wir später. Kommt jetzt, wir sind spät dran.«

  Sein Vater? Ich lugte um die Ecke und beobachtete mit klopfendem Herzen, wie die gesamte Familie dem Hinterausgang zustrebte. Die Mädchen winkten gestelzt. Prescot selbst lächelte und presste dabei den Bären wie einen Rettungsanker an sich. Er trug immer noch meine Jacke. Na ja, egal. Er konnte sie behalten.