Kiss Me Twice Read online

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  Touché!

  »Oh Mann … ich liebe diesen Tag jedes Jahr aufs Neue«, keuchte Helena.

  Prescot kam mit langen Schritten auf uns zu. Als er meine Schuhe sah, blieb er stehen und lächelte.

  »Das sieht ziemlich … gut aus.«

  »Danke. Aber schminken werde ich mich nicht.«

  »Musst du auch nicht. Du siehst ungeschminkt wunderschön aus.«

  Er hob die Hand und drehte sich eine meiner Haarsträhnen um den Finger. Wir sahen uns an, und ich erlaubte mir ein ehrliches Lächeln, das Prescot in letzter Zeit mit beinahe sportlichem Ehrgeiz aus mir herauskitzeln zu wollen schien.

  Helena seufzte. »Also, ich hab am Anfang ja ein bisschen gezweifelt, was euch zwei angeht. Aber wie verknallt ihr ineinander seid, sieht selbst ein Blinder. Allerdings glaub ich, wir sollten jetzt trotzdem langsam runtergehen, bevor wir zu spät dran sind und Dad Prescot seinen entzückenden Hintern versohlt.« Sie guckte, als fände sie die Vorstellung toll.

  Prescot verdrehte die Augen, während er mir galant den Arm reichte. Wie von selbst legte ich meine Hand hinein. »Bereit?«, flüsterte er mir zu, als wir die Treppen hinabgingen.

  »Für den Scotia Doodle?«, fragte ich skeptisch zurück. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir die Schritte alle gemerkt habe, aber sonst …«

  »Nein, ich meinte, bereit, die Freundin eines Prinzen zu sein?« Er lachte in sich hinein, als mir kurz die Gesichtszüge entgleisten.

  »Ich werde mein Bestes geben«, versicherte ich ihm jedoch tapfer.

  Er drückte meine Hand. »Das weiß ich.«

  Silver

  Prescot ließ mir keine Zeit, Panik zu bekommen. Er warf mich einfach in das Getümmel hinein und sich selbst hinterher. Es war faszinierend, die Veränderung zu beobachten, die sowohl in ihm als auch in Helena vorging, als wir die Schwelle des Ballsaals überschritten. Während das Licht der Kronleuchter auf ihre hübschen Gesichter fiel, entwich daraus jegliche Mimik. Prescots Lachfältchen glätteten sich. Seine Schultern strafften sich, was ihn noch größer aussehen ließ, als er ohnehin schon war. Sein blondes Haar, das unter der Haube hervorspitzte, schimmerte wie gesponnenes Gold. Die beiden Geschwister wirkten innerhalb von Sekunden glatt wie Glas, kühl wie Eis und dennoch schön wie Diamanten. Ihre Ausstrahlung verdoppelte sich, und es ließ sich schwer sagen, ob sie die Aufmerksamkeit, die ihnen umgehend entgegengebracht wurde, schlichtweg nicht bemerkten oder einfach nur an sich abperlen ließen.

  Mein Blick huschte durch den Saal. Ich zählte fünf Bodyguards, die sich an den Ausgängen postiert hatten. Falls es Überwachungskameras gab, konnte ich sie nicht entdecken, obwohl es sicher nicht schwer war, sie in den Tierköpfen zu verstecken. Nach dem Ball würde ich mich genauer über die Sicherheitsmaßnahmen hier im Palais erkundigen müssen.

  Der Saal war zum Überquellen voll. Am hinteren Ende hatte ein Orchester Aufstellung genommen. Der Dudelsack, den ich dabei unter den Bläsern erblickte, ließ mich sofort wieder unruhig werden.

  »Silver?«

  Ich sah zu Prescot auf.

  »Darf ich dir meine Großmutter mütterlicherseits und meine Tante vorstellen? Lady Rose van Klemmt-Bloomsbury und Lady Cecilia van Klemmt. Grandma Rose ist die Schwester meines verstorbenen Großvaters König Leopold II., Cecilia ihre Tochter. Cecilia ist übrigens nicht nur die ältere Schwester meiner Mutter, sondern auch die Cousine meines Vaters.«

  Obwohl sich mir bei all den verzwickten Verwandtschaftsverhältnissen der Kopf drehte, musterte ich die beiden interessiert, und sie erwiderten meinen Blick nicht minder neugierig. Vor allem die alte Lady van Klemmt-Bloomsbury. Ihr Körper war in ein altmodisches pflaumenfarbenes Kleid gehüllt, und in ihren weißen Locken steckte eine Pfauenfeder, die fröhlich wippte, während sie mich mit flinken Augen musterte. Da beide weder Anstalten machten zu knicksen, noch mir die Hand zu schütteln, tat ich es ihnen gleich und neigte nur leicht den Kopf.

  »Es freut mich sehr, Verwandte von Prescot kennenzulernen. Ich bin Daisy Silver.« An meinem Namen würgte ich ein wenig herum, doch es wäre mir seltsam erschienen, mich einfach als Silver vorzustellen.

  Prescot lächelte. »Nennt sie einfach Silver«, sagte er sanft.

  »Entzückend«, war alles, was seine Tantencousine Cecilia hervorbrachte.

  Die alte Dame hingegen kam näher und musterte mich noch genauer. »Du erinnerst mich an einen jungen Mann, den ich vor einer Weile kennengelernt habe. Der hatte auch überall solche interessanten Tätowierungen. Ist das neuerdings Mode in den USA? Meinst du, mir würde so etwas ebenfalls stehen, Prescot?«, wandte sie sich an ihren Großneffen und sah dabei amüsiert auf ihren Oberarm herab, der unter dem dunklen Stoff ein bisschen wabbelte.

  Prescot lachte in sich hinein.

  »Mutter, ich bitte dich«, stöhnte Lady Cecilia.

  Doch Prescot grinste nur. »Du würdest sicher fantastisch damit aussehen, Granny. Wie geht es euch in Miami? Vor allem, wie geht es meinem Cousin Alex? Ich habe schon länger nichts mehr von ihm gehört. Ist etwas passiert?«

  Er runzelte die Stirn, und an seinen plötzlich angespannten Schultern bemerkte ich, dass er sich ehrlich Sorgen um diesen Alex machte.

  Cecilia wurde blass. »Was soll das heißen: Ist etwas passiert? Dein Cousin lässt nicht davon ab, unsere gesamte Familie lächerlich zu machen. So wie früher deine Mutter. Ich wäre dir dankbar, wenn du es nicht weiter ansprechen würdest. Wenn ihr mich jetzt entschuldigen wollt. Ich muss noch deinen Vater begrüßen«, sagte sie dramatisch und rauschte ab.

  Verdutzt guckten wir ihr hinterher.

  Prescots Großmutter lächelte und tätschelte Prescots Arm. »Ach, Prescot, Cecilia ist aber auch konservativ. Du weißt ja, Alexander hat es nicht leicht. Ich denke, er braucht jetzt erst mal etwas Zeit für sich. Aber er wird sich sicher bald bei dir melden.«

  Während ich mir vornahm, dringend mehr über diesen Alex und über Prescots Mutter herauszufinden, fuhr Rose van Klemmt-Bloomsbury bereits fort: »Worüber wir uns wirklich Sorgen machen sollten, ist die haarsträubende Situation, in die sich dein Vater und dein Onkel im Augenblick hineinmanövrieren.« Ihre Stirn runzelte sich so stark, dass es aussah, als würde ihr die Haut nach unten rutschen. »Unsere Familie hat wahrlich keine friedliche Vergangenheit, doch als ich damals zugunsten deines Großvaters den Thron abgelehnt habe, hatte ich zumindest die Hoffnung, dass unsere Kinder einmal schlauer sein würden als wir. Doch wie es aussieht, lässt sich wohl kaum verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt. Ich kann nur für uns alle hoffen, dass diese Sache bald ein Ende nimmt. Es zieht schon unangenehm in meinen Knochen.«

  »Könnte auch das Rheuma sein«, warf Prescot ein.

  Sie sah ihn mit funkelnden Augen strafend an. »Du Frechdachs, jetzt schwing deinen Hintern auf die Tanzfläche, damit ich auf meine alten Tage noch etwas zum Auslachen habe.«

  »Aye, Ma’am!«

  Prescot küsste die Dame auf die faltige Wange, nahm meine Hand und manövrierte uns auf die Tanzfläche. Unauffällig ließ ich dabei den Blick schweifen. Die Leute starrten uns an. Ausnahmslos jeder. Vorn, an der Stirnseite des Saals, erhaschte ich unter einem ausgestopften Berglöwen einen Blick auf Prescots Onkel. Oscar füllte allein mit seiner Präsenz den halben Raum aus. Evangeline stand daneben und tuschelte ihm etwas ins Ohr. Auf der anderen Seite, unter ein paar ausgestopften Fasanen, stand eine Frau, der Eve wie aus dem Gesicht geschnitten war. Es war schwer zu sagen, ob es eine ältere Schwester war oder es sich tatsächlich um Oscars Frau handelte. Unsere Blicke trafen sich quer über den Raum. Sie zog spöttisch eine Augenbraue hoch, dann sah sie weg.

  »Ist das deine andere Tante?«, fragte ich Prescot leise.

  Der neigte den Kopf und verzog das Gesicht, als hätte er einen unangenehmen Geruch in der Nase. »Ja. Patricia. Mach dir keine Sorgen. Sie hält sich vollkommen aus den Regierungsgeschäften raus und ist die meiste Zeit in Frankreich bei ihrer Familie. Du wirst sie hier nicht oft sehen.«

  »Okay …«, murmelte ich und strich zumindest einen Menschen von mei
ner Liste an Personen, die ich im Auge behalten musste.

  »Entspann dich«, raunte mir Prescot zu. »Wir bringen diesen Tanz hinter uns, beantworten ein paar Fragen, du siehst dich ein wenig um, und schon gehen wir wieder.«

  Ich nickte steif und ließ mich von Prescot in die richtige Tanzaufstellung bugsieren. Neben mir stand eine ganze Reihe an jungen Frauen, die mich penetrant anstarrten und dabei auffällig tuscheln. Genervt sah ich sie an. Ich wollte das hier ja auch nicht. Echt nicht.

  Evangeline drängelte sich plötzlich links neben mich. »Na, habt ihr Spaß?«, flötete sie.

  »Sehe ich so aus?«

  »Nein. Eher, als hättest du Durchfall.« Sie grinste, als sie meinen wütenden Blick aufschnappte.

  Vor ihr stand ein Typ in Prescots Alter mit dichten schwarzen Locken und beinahe ebenso dunklen Augen. Es fühlte sich an, als würde auch er mich anstarren, doch bevor ich ihn genauer unter die Lupe nehmen konnte, brachte ein lautes Räuspern das Chaos im Saal zum Stillstand. Schlagartig nahmen alle Stellung auf. Oscar trat nach vorn, Phillip knapp hinter ihn.

  »Guten Abend, ich heiße Sie willkommen zum alljährlichen Unabhängigkeitsball von Nova Scotia, der wie jedes Jahr als Zeichen unserer engen, freundschaftlichen Verbundenheit mit dem Staate Kanada hier in Vancouver stattfindet. Gerade in Anbetracht der derzeitigen Unruhen tut es gut zu sehen, wie das Volk von Nova Scotia hinter seinem Land und seinem König steht.«

  Er warf Phillip einen betonten Blick zu. Der blieb ungerührt und nickte nur, als wären die Worte kein direkter Angriff auf ihn gewesen.

  Oscar bleckte die Zähne, was wohl wie ein Lächeln aussehen sollte. »Stärke ist es, was unsere Vorfahren in dieses Land gebracht haben, und Stärke wird es sein, was dieses Land auch weiterhin zusammenhalten wird. Das Volk ist der Herzschlag des Landes, geführt von einem König, dem klaren Kopf, der euch leiten wird, auch dann, wenn das Herz aus dem Rhythmus gerät. Doch – und davon bin ich überzeugt – werden wir am Ende alle gestärkt aus dieser Situation hervorgehen. Selbst wenn es uns Opfer kosten wird.«

  Sein Blick blieb flüchtig an Prescot hängen, dann an Helena und Penelope. Und da war es … ein unangenehmes Ziehen in meinem Bauch, bei dem sich mir sämtliche Nackenhärchen aufstellten. Alarmiert ließ ich den Blick schweifen, doch ich sah nichts, was meine Unruhe rechtfertigen konnte.

  »Wie jedes Jahr eröffnen wir den heutigen Feiertag mit dem Tanz unserer Vorfahren. Der junge Mann, der bis zuletzt Ausdauer, Feingefühl und Charakterstärke beweist, wird wie üblich mit der Sir-Williams-Würde ausgezeichnet. Viel Glück euch allen.«

  Sir-Williams-Würde? Was? Ich sah Prescot an, doch der war gerade damit beschäftigt, mit einem Mädchen neben sich zu reden. Ich unterdrückte einen Stich der Gereiztheit, wandte den Blick ab und zuckte zusammen. Dunkle Augen bohrten sich in meine. Es war Evangelines Tanzpartner. Seine Statur war groß und schlank, seine Bewegungen geschmeidig, jeder Schritt gezielt gesetzt. Etwas an ihm erinnerte mich an ein hungriges Raubtier.

  Angriffslustig funkelte ich zurück. Ein Lächeln teilte seine vollen Lippen. Unsere Blicke hielten sich eine Sekunde zu lange fest, ehe die Musik einsetzte.

  Ich verpasste meinen Einsatz. Natürlich tat ich das. Während die anderen Frauen bereits in diesen dämlichen Knicks herabsanken, beeilte ich mich linkisch, ihre Bewegungen zu imitieren und mich an die Schritte zu erinnern, die Prescot mir zuvor noch eingetrichtert hatte. Mit Musik war das Ganze jedoch definitiv anders. Und ich kam mir dämlich vor. Sehr dämlich! Linker Schritt, rechter Schritt … hops, hops … irgendwas mit Gockel und dann Hintern raus? Shit!

  Der kalte Schweiß brach mir am Rücken aus. Ich drehte mich im Kreis, und in genau diesem Augenblick fühlte ich einen Fuß, der sich unter meinen hakte. Ich fluchte, ruderte mit den Armen und wurde blitzschnell aufgefangen. Zwei starke Arme pressten mich an sich. Die Formation kam in Unruhe, während ich keuchend aufsah.

  »Dank…«, setzte ich an, doch das Wort blieb mir im Halse stecken. Es war nicht Prescot, der mich aufgefangen hatte.

  »Gern geschehen«, raunte mir der Typ mit den dunklen Augen ins Ohr. Sein Atem war kühl, genauso wie seine Finger, die sich um meine Taille schlangen und durch den dünnen Silberstoff so spürbar waren, als wäre ich nackt.

  »Silver.« Prescot tauchte neben uns auf. Sein Blick war hart und auf die Hände des Fremden gerichtet. »Hast du dir wehgetan?«

  »Nein … ich … nein.« Mit einem verlegenen Räuspern drückte ich mich von dem Fremden weg. »Danke. Wir sollten weitertanzen.«

  »Ja, das sollten wir. Du erlaubst doch, wenn ich übernehme, Scot?«, sagte der Kerl, und ehe ich mich wehren konnte, hatte er mich wieder in die Tanzreihen hineingezogen.

  Er hielt meine Hand und wirbelte mich so geschickt in die nächste Drehung, dass ich nicht einmal mehr Zeit hatte, darüber nachzudenken, welche Schritte als Nächste an der Reihe waren. Mein Blick zuckte zu Prescot hinüber, der uns mit geballten Fäusten und zusammengebissenen Zähnen anstarrte, ehe er sich ruckartig zu seiner neuen Tanzpartnerin Evangeline umdrehte.

  »Sorry für das gestellte Bein. Eve kann manchmal ein ganz schönes Miststück sein«, sagte der Fremde und führte mich im Halbkreis an sich vorbei.

  »Aha, und wer ist der Tanzpartner des vermeintlichen Miststücks?«, erkundigte ich mich skeptisch und ließ mich von ihm erneut im Kreis herumführen.

  Er bewegte sich ebenso geschmeidig, wie er redete. Mit einem Hauch Arroganz und bedingungslosem Ehrgeiz darin. Unter normalen Umständen hätte ich ihn gemocht. Ich verstand Leute wie ihn, weil ich selbst so war. Doch der Typ hier war echt … speziell. Als er lächelte, sah ich gerade, weiße Zähne, die an den Eckzähnen spitzer zuliefen.

  »Ich bin William St. Edwards. Meine Familie regiert über Prince Edward Island, die dritte unabhängige Monarchieinsel neben Nova Scotia und New Brunswick.«

  »Noch ein Prinz also. Super, das hat mir gerade noch gefehlt«, murrte ich und erntete dafür ein echtes Lachen. Eines, das durch unsere verbundenen Hände vibrierte.

  »Prinz eines Minilandes, nicht mal halb so groß wie die Schweiz.«

  »Toll, sag es ruhig noch mal, aber diesmal bitte ein bisschen weniger prahlerisch.«

  »Oh, du bist ziemlich bissig, oder? Darf ich fragen, wo Prescot dich eingefangen hat? Gibt es dort mehr von deiner Sorte?« In seinen dunklen Augen blitzte der Schalk.

  »Nein, darfst du nicht.« Ich sank in einen Knicks, weil es alle anderen ebenfalls taten. Der Tanz war zu Ende, und ich hatte es kaum bemerkt.

  »Du bist nicht wirklich seine Freundin, oder?«, fragte mich William plötzlich. Mein Herz blieb stehen.

  »Doch«, sagte ich knapp, während ich ihm meine Hand zur Verbeugung reichte.

  Dunkle Locken fielen ihm dabei in die helle Stirn, während er mich interessiert musterte und dabei mehrdeutig lächelte.

  »Als ob. Aber ob du nun lügst oder nicht, wir werden in den nächsten Tagen ohnehin einige Zeit miteinander verbringen. Mein Vater sitzt im Parlament. Ich freu mich schon darauf, mir weiter die Zähne an dir auszubeißen.«

  Er sagte das so schlüpfrig und restlos von sich selbst überzeugt, dass ich unweigerlich grinsen musste. Er zwinkerte und wurde prompt von Prescot zurückgedrängt, der sich zwischen uns schob.

  »Prescot«, flötete William gut gelaunt.

  »William«, erwiderte Prescot frostig. »Ich dachte, die Syphilis hätte dich längst dahingerafft.«

  »Oh, Prescot, das kannst du besser.« William schnippte sich ein Staubkörnchen von der Schulter. »Ich habe mich nur mit deiner entzückenden Freundin unterhalten, um sie schonend darauf vorzubereiten, dass sie dich gleich winselnd am Boden liegen sehen wird.«

  In seinen Augen leuchtete es diabolisch auf. Die Luft zwischen den beiden war zum Schneiden dick. Gerade als ich einschreiten wollte, tauchte ein blonder Haarschopf hinter William auf.

  »Silver, da bist du ja! Komm, wir trinken was, während die Jungs sich gegenseitig leere Drohungen an den Kopf werfen.«

  Helena. Sie wir
belte wie eine frische Brise zwischen uns hindurch.

  »Hey, William, eben aus der Gruft gekrochen? Du bist da, wo deine Seele sein sollte, noch ein wenig staubig.« Sie putzte über seine Brust.

  William grinste. »Siehst du, Scot? Der war gut«, sagte er spöttisch und drückte Helena einen Kuss auf den Handrücken. Schien so sein Ding zu sein. Fand ich irritierend.

  »Wie immer nervtötend, dich zu sehen, Helena. Na, heute wieder eine Kellnerin vernascht?«

  »Bis jetzt noch nicht, aber das kommt noch, wenn ich eure grottenschlechte Hopserei gesehen habe. Komm, Silver, sag Tschüss zu den beiden.«

  Ehe ich etwas entgegnen konnte, hatte sie bereits meine Hand gepackt und zog mich von der Tanzfläche fort.

  »Was war denn das gerade?«, fragte ich perplex.

  Helena winkte ab. »Royales Platzhirschgehabe. Nicht mehr. Ich finde das ja ganz drollig, aber für Ungeübte ist es besser, dem Ganzen aus dem Weg zu gehen. Prescot und William kriegen sich schon seit dem Sandkasten in die Haare.« Sie schnappte einem herumstehenden Kellner zwei Champagnerflöten vom Tablett und drückte mir eine davon in die Hand. »Hier, trink. Du siehst blass aus.«

  Ich stierte das Getränk jedoch nur an. »Ich hab’s verpatzt«, murmelte ich.

  Helena tätschelte meine Schulter. »Kopf hoch. Jeder stolpert mal, und William hat dir letztendlich den Arsch gerettet, bevor es peinlich werden konnte. Die beiden … die beiden haben eine etwas schwierige gemeinsame Vergangenheit. Vielleicht söhnen sie sich langsam aus, das wäre für unser aller Nerven wirklich mal entspannend und würde meiner Meinung nach auch Scotty helfen, ruhiger zu werden.« Sie sah mich betont an.

  Ruckartig stellte ich meinen Champagner zur Seite. »Was ist zwischen den beiden passiert?«, bohrte ich nach.

  Sie zögerte. »Sie waren zusammen im Internat. Ich … ich kenne auch nicht alle Einzelheiten. Ich weiß nur, dass es einige Jahre lang ziemlich hässlich zwischen den beiden zuging. Wenn du Genaueres wissen willst, solltest du Scot fragen. Und bis dahin hör auf mich und halt dich erst mal von William fern.«