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Kiss Me Twice Page 13


  Silver zuckte mit den Schultern. »Es ist wichtig, als Security geschützt zu sein. Sonst hätte ja jeder Vollhorst Einsicht in die Akten der Bodyguards. Wenn dein Onkel mehr erfahren will, muss er erst mal an meinem Chef vorbei, und der würde ohne meine Erlaubnis nichts tun.«

  »Das ist gut … sehr gut sogar«, murmelte ich und sah Silver lange und nachdenklich an.

  Meine Gedanken arbeiteten. Langsam und müde zwar, doch sie spuckten bereits erste Schnipsel einer Lösung aus, von der ich noch nicht gewagt hatte, sie auszusprechen.

  »Was ist also dein Plan?«, erkundigte sich Silver ernst.

  »Wie kommst du auf die Idee, dass ich einen Plan habe?«

  »Du guckst so, als hättest du einen. Spuck’s aus, Prinzlein.«

  Ich grinste und richtete mich ein Stück auf. »Versteh mich jetzt nicht falsch, aber für mich geht es hierbei um sehr viel mehr als nur um diesen Skandal.«

  Sie sagte nichts, sondern nickte nur auffordernd. Mutiger geworden, rückte ich mein zerknittertes Jackett zurecht.

  »Ich werde nicht zulassen, dass mein Onkel weiterhin in meinem und dem Leben meiner Familie herumpfuscht. Statt der skandalösen Affäre, auf die er hofft, würde ich dem Volk gern etwas völlig anderes geben. Mit deiner Hilfe … wenn du es zulässt.« Ich sah sie abwartend an.

  Eine helle Augenbraue zuckte nach oben. »Das da wäre?«

  Langsam lehnte ich mich nach vorn, bis ich ihren Kokosduft einatmen konnte. »Eine romantische Liebesgeschichte«, murmelte ich und registrierte dabei jede einzelne Regung in ihrem Gesicht.

  Sie hielt ihr Pokerface gut, trotzdem zuckte einer ihrer Mundwinkel kurz ungläubig. »Du willst die Gerüchte also nicht zerschlagen, sondern sie weiter anfachen?«

  Ich grinste breit. »Ich will den Menschen etwas geben, was ihre Gedanken von der aktuellen politischen Misere ablenkt. Nichts bewegt das Volk mehr als eine verboten süße Liebesgeschichte. Das würde meinem Onkel zudem vollkommen die Suppe versalzen. Wenn wir es richtig anstellen, würde sich die Stimmung im Volk dadurch radikal verändern. Wir zwei könnten ganz Kanada in Atem halten und vielleicht auch ein paar mehr Leute auf unsere Seite holen, bis die Thronfolge entschieden ist. Danach ziehen wir uns zurück und lassen die Geschichte im Sand verlaufen. Aber bis dahin können wir sie träumen lassen … vom Prinzen, der sich unsterblich in das bürgerliche Mädchen verliebt. Klingt doch wie aus einem Roman, oder nicht?«

  Jetzt reagierte sie doch. Sie stand ruckartig auf, der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben.

  »Das kann ich nicht. Und vor allem will ich es auch gar nicht. Ich kann doch nicht einem ganzen Land vorspielen, in dich verliebt zu sein, nur wegen eines politischen Schachzugs. So berechnend hätte ich dich gar nicht eingeschätzt.« Sie musterte mich verächtlich.

  Andächtig lehnte ich mich zurück. »Und was ist, wenn ich dir sage, dass das alles nur ein Nebeneffekt ist? Weil dein echter Job ein ganz anderer ist?«, fragte ich leise.

  »Was?« Sie starrte mich an. »Was meinst du damit?«

  »Offiziell bist du meine Freundin und inoffiziell mein Bodyguard. Und außer dir und mir wird es niemand wissen.«

  Silver verschränkte die Arme vor der Brust. »Wozu willst du einen Bodyguard? Du hast doch genug.«

  »Aber das sind nicht meine. Es sind die Bodyguards meines Onkels, der Krone. Ich vertraue ihnen nicht. Und ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann.« Eindringlich sah ich sie an und hoffte, sie begriff, dass ich ohne sie hier nicht wieder weggehen konnte … beziehungsweise wollte.

  »Wenn die Bodyguards deines Onkels ihre Arbeit schlecht machen, solltest du mit deinem Vater darüber reden, Prescot.«

  »Das habe ich«, versicherte ich ihr und sah sie unter meinen Wimpern hervor an.

  »Und?«

  »Ich würde dich nicht anbetteln, mit mir zu kommen, wenn seine Reaktion positiv ausgefallen wäre, oder?«

  Silver musterte mich scharf und biss sich auf die Unterlippe. »Das gefällt mich nicht. Es fühlt sich eine Nummer zu groß für mich an. Ich konnte ja noch nicht mal verhindern, dass Fotos von uns im Internet landen. Wie soll ich dann garantieren können, dass ich undercover vernünftig auf dich aufpasse?«

  »Ich glaube, du unterschätzt deine Fähigkeiten, Silver«, warf ich ein. »Ich traue dir sehr wohl zu, auf mich aufzupassen. Das tust du immerhin, seit wir uns begegnet sind. Noch nie hat jemand so sehr auf mich geachtet wie du. Du hättest schon viel früher in mein Leben kommen müssen.« Ihre Mundwinkel zuckten, doch sie sah weiterhin skeptisch aus.

  »Ich halte das für keine gute Idee.«

  »Aber es ist eine.« Ich sprang auf. »Ich brauche dich nicht dafür, dass du auf einen Schlag meine ganze Familie verteidigst. Ich brauche dich als mein zweites Paar Augen, als meinen Schatten, als meine Stütze. Hilf mir, Silver. Niemand wird wissen, dass du ein Bodyguard bist. Offiziell kommst du als meine Freundin in den Palast. Das Volk hat damit statt eines Skandals eine romantische Liebesgeschichte, auf die es sich stürzen kann und die so viel Platz einnimmt, dass sie praktisch von jedem weiteren Skandal ablenkt. Und sie wird noch dazu die Gunst der Leute auf uns ziehen, während ich endlich keine Angst mehr vor meinem Onkel und seinen Männern haben muss. Bitte, Silver. Es geht ja nur um ein paar Tage, höchstens wenige Wochen. Arbeite für mich. Bitte.«

  Sie starrte mich an. Schluckte. Klappte den Mund auf, dann wieder zu. »Wie viel?«, brummte sie.

  »Wie viel was?«

  »Wie viel Gehalt wirst du mir zahlen?«

  Ich stockte, dann begann ich zu lächeln. »Schreib auf, was du haben möchtest, und ich zahle es dir.«

  Sie guckte spöttisch. »Wir werden sehen, ob du dir das leisten kannst, Royal Boy.«

  »Heißt das, du machst es?«

  »Das heißt, ich überlege noch. Nur damit du es weißt: Ich bin keine gute Schauspielerin.«

  Ich grinste. »Bist du doch. Ich kenne niemand mit so einem guten Pokerface.«

  »Ich kann dieses Prinzessinnen-Ding nicht. Dafür bin ich viel zu groß, tätowiert und unhöflich.«

  »Du musst nur du selbst sein. Das ist perfekt. Du bist perfekt. Niemand erwartet von dir, dass du die höfische Etikette beherrscht, und das kleine bisschen, was nötig ist, bringe ich dir bei.«

  »Aber für jedes Kleid, das ich tragen soll, will ich einen Gehaltsbonus«, platzte es aus ihr heraus.

  Ich lachte. »Das lässt sich sicher einrichten.«

  »Das war kein Ja.«

  »Aber auch kein Nein.«

  »Nein, Prescot«, sagte sie bestimmt und ich hatte das Gefühl, als würden meine Knochen plötzlich aus Pudding bestehen, als würde ich einfach in mich zusammenfallen.

  »Bitte. Du bist meine letzte Hoffnung«, flüsterte ich.

  Es blieb still. Lange, sehr lange. Schließlich seufzte sie und kam auf mich zu, geschmeidig wie eine Katze. Scharf sah sie mir in die Augen.

  »Das ist kein Ja, aber wenn ich dir … rein theoretisch … helfe und für dich arbeite, wenn ich mich als deine Freundin ausgebe, dann muss ich bei dir in diesem komischen Palais schlafen, oder? Sonst könnte ich dich ja nicht beschützen.«

  »Es gibt ein Zimmer, das an meins grenzt. Du könntest dort wohnen, wenn du möchtest. Ich zwinge dich aber zu nichts.«

  Verkniffen verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Müsste ich dich küssen?«

  Ich lächelte. »Du meinst: Müsste ich dich wieder küssen? Nur, wenn du das auch willst. Wenn nicht, halte ich meine Lippen von deinen fern. Auch wenn das bestimmt schöne Bilder geben würde.«

  Sie schluckte und entknotete die Arme. »Kein Küssen«, entschied sie. »Händchenhalten nur, wenn es nicht anders geht. Und abseits der Öffentlichkeit fasst du mich gar nicht an, außer es ist wichtig für mich als Geleitschutz. Haben wir zwei uns verstanden?«

  »Heißt das, du machst es?«

  »Das heißt, ich werde deinen Onkel besuchen und mir selbst ein Bild von der Situation machen. Wenn ich den Eindruck gewinne, dass du es ohne mich wirkli
ch nicht schaffst, dann werde ich für dich arbeiten.«

  Fassungslos starrte ich sie an und wusste nicht, was ich fühlen sollte, denn ich fühlte alles auf einmal. Freude, Glück, Angst …

  »Danke!«

  Ohne zu überlegen, trat ich nach vorn und zog sie in eine feste Umarmung. Vergrub das Gesicht in ihrer Nackenkuhle und zitterte beinahe vor Erleichterung, während meine Knochen langsam wieder fester wurden.

  »Danke! Danke! Danke!«

  Sie stieß ein überraschtes Quieken aus. »Prescot! Lass los!«

  Im selben Augenblick ging die Tür auf. Ryan stand mit zusammengekniffenen Augen davor und durchlöcherte mich mit einem finsteren Blick.

  »Hast du Tomaten auf den Ohren? Sie hat gesagt: Lass los!«, knurrte er, ehe er Silver ansah. »Nervt er dich? Soll ich ihn rauswerfen? Ihm was brechen?«

  »Ryan, hör auf, dem Prinzen zu drohen. Dafür kommt man bestimmt in den Kerker oder so«, zischte eine helle Stimme, und ein Wirbel aus rosa Haaren und wütenden Augen erschien im Schlafzimmer.

  »Jetzt nicht, Ivy, ich habe hier ein hässliches Statement zu machen.«

  »Gleich mache ich ein hässliches Statement und lass dich auf dem Sofa schlafen, wenn du die zwei nicht in Ruhe lässt. Silver ist ein großes Mädchen, du musst nicht auf sie aufpassen«, fauchte Ivy. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie das zierliche Mädchen den großen Kerl resolut am Ohr packte und von mir wegzog.

  »Entschuldigt, ihr beiden. Lasst euch bitte nicht stören. Ryan hat seine Sozialkompetenz aus Versehen mit dem Restmüll entsorgt. Braucht ihr vielleicht etwas Kaffee? Tee?«

  Silver stand mit unbewegter Miene vor uns. Nur einer ihrer Mundwinkel zuckte amüsiert.

  »Lass nur, Ivy«, sagte sie mit so sanfter Stimme, wie ich sie noch nie von ihr gehört hatte. »Ich werde Prescot ins Stadtpalais begleiten«, ließ sie die beiden wissen.

  Ryan und Ivy hätten nicht unterschiedlicher reagieren können, denn während Ryan aussah, als hätte er spontanen Durchfall, strahlte Ivy über beide Ohren wie ein Honigkuchenpferd.

  »Du musst aber nicht …«, setzte Ryan an.

  »Ich weiß, dass ich nicht muss. Aber …« Silver straffte die Schultern und stellte sich neben mich. So nah, dass wir uns beinahe berührten. Ich lächelte in mich hinein. »Aber Prescot hat mir einen Job angeboten, und ich denke darüber nach, ihn anzunehmen.«

  »Was?«, fragten Ryan und Ivy einstimmig und nun doch fassungslos.

  »Ich rufe euch heute Abend an«, versicherte ihnen Silver. »Bis dahin muss ich euch bitten, weder der Presse noch sonst jemand was über mich zu verraten. Und Ryan, ruf bitte deinen Dad an und sag ihm, er soll erst mal keine Informationen über mich rausgeben. Egal, wer sie verlangt.«

  Ryan machte sich sanft von Ivy los und musterte Silver mit solch einer Vertrautheit, dass ich erneut diesen unangenehmen Stich in meiner Brust fühlte.

  »Soll ich dich begleiten?«, fragte er mit ernstem Gesichtsausdruck.

  Silver boxte ihm sanft gegen die Schulter. »Nein, wenn ich Hilfe brauche, dann rufe ich dich an.«

  »Du rufst an, sobald du dich entschieden hast. Keine Sekunde später«, entschied Ryan knurrend.

  Silver verdrehte die Augen. »Aye, Mom.« Dann wandte sie sich an mich und zog eine Augenbraue hoch. »Muss ich was packen?«

  Ich schüttelte den Kopf. »Wenn du dich entscheidest, bei mir zu bleiben, schicke ich jemanden, der deine Sachen abholt.«

  Sie nickte, und wir gingen zusammen zurück ins Wohnzimmer. Sowohl Ryan als auch Ivy schienen nicht genau zu wissen, was sie zu sagen oder zu tun hatten. Silver lächelte nur und drückte die beiden an sich, ehe sie zu Tür ging.

  »Kommst du, Prinz?«, fragte sie an der Tür und warf mir über ihre Schulter einen auffordernden Blick unter ihren langen Wimpern zu.

  Alles in mir pochte gleichzeitig vor Angst und Aufregung. »Alles, was Mylady wünschen!«

  Ich machte eine kleine Verbeugung, die weit weniger spöttisch gemeint war, als sie wahrscheinlich wirkte. Ryan schnaubte, weshalb ich ihm nur einen arroganten Blick schenkte, unter dem sogar er wegknickte, während ich Ivy ebenfalls eine Verbeugung angedeihen ließ. Sie quietschte begeistert und versuchte einen Knicks, der absolut in die Hosen ging, mich aber zum Lachen und sie zum Erröten brachte. Ryan knurrte.

  »Bis hoffentlich bald. Ich werde sehr gut auf Silver aufpassen«, versprach ich den beiden.

  »Sie passt wohl eher auf dich auf«, brummte Ryan, doch da zog mich Silver bereits hinter sich zur Tür hinaus.

  Silver

  Prescot war zwar zum Glück nicht mit einer superauffälligen und protzigen Limousine aufgegrätscht, doch der SUV mit den getönten Scheiben fiel den Reportern dennoch auf. Wir schafften es mit Müh und Not ins Auto, während die Bodyguards versuchten, uns abzuschirmen, wobei sie absolut miserable Arbeit leisteten. Es wirkte beinahe so, als würden sie absichtlich viele Lücken lassen. Für solch eine Schlampigkeit hätte ich in der Ausbildung fünfzig Strafrunden laufen müssen.

  Meine innere Unruhe wuchs zunehmend, als wir in Richtung Stadtpalais losfuhren. Obwohl wir nur im Schneckentempo vorankamen, weil wir sonst wahrscheinlich zehn Fotofritzen überfahren hätten, wünschte ich mir, die Fahrt würde noch etwas länger dauern, damit ich mir jedes Wort und jede Geste genau zurechtlegen konnte. Was sollte ich sagen, wenn Prescot mich als seine Freundin vorstellte? Wie knickste man eigentlich? Sagte man zu einem König Sir? Majestät? Ihre Durchlaucht? Warum hatte ich so was nicht in der Ausbildung gelernt?

  Prescot saß neben mir und schwieg. Ich war mir nicht sicher, ob aus purer Nervosität oder aus einem anderen Grund. Doch seine Schultern waren den gesamten Weg über angespannt wie Granit. Es wurde auch nicht besser, als wir unter erneutem Blitzlichtgewitter vor den Toren des Stadtpalais hielten.

  »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte ich Prescot leise, bevor einer der Bodyguards die Tür öffnen konnte. »Sollen wir Händchen halten oder so?«

  Seine blauen Augen blitzten amüsiert, als er sich abschnallte. »Hast du dich etwa schon entschieden, für mich zu arbeiten?«

  Ich zögerte. Ja. »Nein.«

  Er nickte nur. »Dann tun wir erst mal gar nichts. Reagier nicht auf ihre Rufe und beantworte auch keine Fragen.«

  Ich nickte. Das konnte ich gut. Genau das war uns in der Ausbildung beigebracht worden. Trotzdem musste ich mir alle Mühe geben, niemandem eins auf die Mütze zu geben, als uns beim Aussteigen zehntausend Mikros unter die Nase gehalten wurden.

  »Daisy, wie haben Sie Prescot kennengelernt?«

  »Daisy, lieben Sie Prescot?«

  »Prinz Prescot, ist Daisy wieder nur eine Ihrer Affären oder …?«

  Pling!

  Ups. Das musste mein Geduldsfaden gewesen ein. Er riss, als einer der Reporter einfach auf Prescot zuging und ihn an den Schultern packte. Blitzschnell war ich bei ihm und schlug die Hände des aufdringlichen Kerls mit einer einzigen Bewegung zur Seite.

  »Griffel weg!«, warnte ich ihn eindringlich.

  Der Kerl starrte mich erschrocken an.

  Genervt fuhr ich zu den miesesten Bodyguards aller Zeiten herum.

  »Was steht ihr hier eigentlich so nutzlos rum? Macht gefälligst euren Job. Schleust uns durch die Lücken, und wenn mir noch ein Mikro ins Nasenloch geschoben wird, dann schieb ich es euch dort rein, wo es richtig unangenehm wird!«

  »Entschuldigen Sie, Miss?« Der Bodyguard neben uns sah mich fassungslos an.

  »Du hast mich schon verstanden. Erledige einfach deinen Scheißjob!«, fuhr ich ihn an, bevor ich Prescots Hand nahm und begann, uns durch das Durcheinander zu manövrieren.

  Es klang, als würde einer der Securitys leise in sich hineinlachen. Prescot drückte meine Hand, unsere Finger schlossen sich ineinander, und die Securitys bekamen sich endlich so weit in den Griff, dass sie uns tatsächlich zu helfen begannen. Innerhalb kürzester Zeit hatten wir es vor die wuchtigen Türen geschafft, die von einem weiteren Bodyguard eilig aufgedrückt wurden.

  »Ich habe
diese Kerle noch nie so schnell kuschen sehen«, flüsterte mir Prescot ins Ohr, und ich konnte seiner Stimme anhören, dass er lächelte. Sein warmer Atem kitzelte meine Haut.

  Ich schmunzelte nur und drückte beruhigend seine Hand.

  Noch bevor wir die Halle, die hauptsächlich aus sterilem, hallendem Marmorboden zu bestehen schien, richtig betreten hatten, knallte links von uns eine große Tür auf, und eine junge Frau kam auf uns zugestürzt. Eine Frau, die Prescot ausgesprochen ähnlich sah. Ich kannte sie vom Flughafen und aus dem Fernsehen, es handelte sich um eine seiner beiden Schwestern, die Zwillingsprinzessinnen Helena und Penelope.

  »Scotty! Wie konntest du bei diesem Durcheinander nur rausgehen? Ich habe mir …«

  Als sie uns beide sah, blieb sie ruckartig stehen. Ihre blauen Augen verengten sich, während sie erst mich, dann ihren Bruder und anschließend unsere verschränkten Finger scannte.

  »Ist sie das?«

  »Ja, das ist sie«, stimmte Prescot amüsiert zu und ließ sanft meine Hand los.

  Es fühlte sich falsch an. Trotzdem trat ich aus Gewohnheit einen Schritt zurück, um mich im Hintergrund zu halten, wie ich es in der Ausbildung gelernt hatte. Verdutzt drehte sich Prescot zu mir um.

  »Was machst du da?«

  »Euch Privatsphäre geben«, antwortete ich irritiert, und sowohl Prescot als auch seine Schwester lachten, als hätte ich einen Scherz gemacht. Einen Scherz, den ich nicht verstand.

  »Komm schon, ich stelle euch vor«, sagte Prescot galant.

  Noch ehe ich etwas dagegen einwenden konnte, packte er mich auch schon und zog mich zu seiner Schwester.

  »Helena, darf ich dir Silver vorstellen? Silver, das ist meine Schwester Helena.«

  Sie musterte mich mit geschürzten Lippen. In ihren Augen funkelte jedoch der gleiche Schalk wie bei ihrem Bruder.

  »Hi«, sagte sie schlicht und streckte mir eine Hand mit dunkel lackierten Fingernägeln entgegen.

  »Hallo.« Etwas perplex nahm ich die zarte Hand, während Helenas Blick auf meinen Tattoos zum Liegen kam.

  »Bist du am ganzen Körper so tätowiert?«, fragte sie vollkommen schamlos.